Hochzeitsglocken

Wir erinnern uns an die Klamottengedanken die ich mir letzte Woche wegen der Hochzeit gemacht habe? Gut. Das war alles für die Katz. Malte und ich haben für das Brautpaar ein Quilt genäht. Eine große Decke ist ein schönes Geschenk zur Hochzeit finde ich. Besonders weil die beiden schwanger sind und Babies und Decken ja bekanntlich auch ganz gut zusammenpassen. Braut und Bräutigam studieren beide Orgel (ich hatte vorher keinen Schimmer dass es einen solchen Studiengang überhaupt gibt), deshalb haben wir einige der Stoffe mit Motiven bestickt die mit Musik zu tun haben. Malte hat sogar eine winzige Kirchenorgel auf eines der kleinen Stoffkästchen gestickt. Jedenfalls haben wir den Zeitaufwand ein bisschen unterschätzt, besonders weil ich vorhatte mit der Maschine zu quilten. Als ich das geplant habe muss ich irgendwas am Kopf gehabt haben. Wie ich am Vorabend der Hochzeit feststellte, war die Decke natürlich viel zu groß um sie mit der Maschine nähen zu können. Also haben wir es per Hand gemacht. Malte auf der einen Seite, ich auf der anderen, mit sehr viel Cola trinken und spannende Filmen gucken. Nachdem ich auch in der Nacht zuvor nicht besonders viel geschlafen hatte, kann ich von mir behaupten, alle Müdigkeitsphasen durchlebt zu haben: alles lustig finden, leichte Übelkeit, Resignation. Gegen 5 habe ich dann überlegt, ob wir nicht einfach auf dem Weg zur Hochzeitsfeier an einem Kaufhaus halten und den beiden eine praktische Küchenmaschine kaufen sollten. Als wir dann gegen 7:00 die letzten Stecknadeln aus der Decke gezogen haben, war ich schon viel zu fertig um mich noch richtig darüber freuen zu können. Trotzdem muss ich sagen, dass ich selten so stolz auf etwas genähtes von mir war. Bevor wir los mussten (die Hochzeit war in Herford - 3 Stunden Autofahrt von Hamburg) hatte ich noch eine knappe halbe Stunde zum schlafen. Dann habe ich das erstbeste Kleid gegriffen das mir in die Quere kam, es über die Jeans gezogen, eine handvoll Kosmetik eingesteckt, meine Bettdecke und mein Kopfkissen geschnappt und bin zum Auto gewankt. Eine halbe Stunde vor der Trauung habe ich mir in einem Herforder Supermarkt eine Dose Haarspray gekauft und mich auf der Supermarkttoilette geschminkt. Malte sah ähnlich zerstört aus, hatte aber immerhin das blaue Samtjacket an. Während des Gottesdienstes befand ich mich in einem Zustand irgendwo zwischen Ohnmacht, Rührung und Übelkeit. Obwohl ich eigentlich kein großer Hochzeitsfan bin, bekam ich schon Pipi in den Augen als das Braut und Bräutigam die Kirche betraten. Wie auch immer - die beiden haben sich sehr gefreut, ich habe mich sehr gefreut, Malte hat sich sehr gefreut. Leider gibts keine Bilder vom fertigen Quilt, aber ein paar von "mittendrin": An die Tütchengewinnerinnen: Eure Beutelchen gehen morgen auf die Reise - ich wollte ein bisschen warten, bis mehr Adressen eingetrudelt sind.